In diesen Tagen wird in Israel und den mit dem jüdischen Staat verbündeten Nationen der 70. Jahrestag der Gründung des demokratischen Rechtsstaates Israel gefeiert. Eine gute Gelegenheit, den Blick auf aktuelle demographische Daten zu richten (Quelle: Central Bureau of Statistics, Israel – bezogen auf erhobene Daten innerhalb der Grenzen von 1967).
Die aktuelle Bevölkerungszahl beläuft sich auf 8. 842 000 Millionen Einwohner, von denen 74,5% jüdisch sind. 20,9% der Bevölkerung sind arabisch, 4,6% sind nicht nichtarabische Christen oder Angehörigeanderer ethnischer Gruppen. Seit der letzten Erhebung hat die Bevölkerung um 1,9% zugenommen und wird unter Voraussetzung der Beibehaltung der aktuellen demographischen Zuwachsrate im Jahr 2048die Zahl 15,2 Millionen Einwohner erreichen.
Andere Fakten, auf Israel selbst und das Land im internationalen Kontext bezogen, sind ebenfalls interessant (Quelle: von der “Jüdischen Allgemeinen” publizierte Zahlen unterschiedlicher Institute).
Vor sieben Jahren gab es in Israel die “Hüttenkäse-Revolte”, in deren Verlauf zahlreiche Bürger*nnen gegen das hohe Preisniveau protestiert und auf Tel Aviver Boulevards kleine Zeltstädte errichtet hatten.Die Regierung hatte darauf reagiert, indem sie für einige Produkte Festpreise definierte: z.B. ein Liter Milch NIS (Schekel) 5,60 = € 1,30. Ähnliche Regelungen erfolgten für andere Milchprodukte wie Käse oderauch Eier. Insgesamt kletterten die Lebensmittelpreise zwischen 2000 und 2016 gleichwohl um ca. 50%. Im OECD-Vergleich ist Israel eines der teuersten Länder.
Signifikant wird dies im Bereich Wohnraum: Laut “Economist” stiegen die Preise für Wohnraum seit 2006 um über 80%. “Ha’Aretz” berichtet, dass Mieter für ihre Wohnung in Tel Aviv im Durchschnitt NIS 5581/€1313, im gesamten Land NIS 3799/€ 893,55bezahlen. Der Wohnraum pro Person in Israel liegt hierbei unter dem OECD-Durchschnitt: 1,2 Zimmer pro Person (OECD: 1,8 Zimmer).
Bei den Einkommen sieht es so aus: Das jährliche Haushaltseinkommen vorSteuern und Abgaben liegt in Israel bei durchschnittlich € 29.704 (OECD: € 37.770, Deutschland: € 41.587). Die Arbeitslosigkeit liegt bei nur 4,8% (2016). Im OECD-Vergleich hat Israel die höchste Armutsrate:18% der Israelis leben unterhalb der Armutsgrenze, in Deutschland sind es 9%.
Der Wirtschaftswissenschaftler Dan Ben-David kommentiert die soziale Situation wie folgt: “Es gibt die Start-up-Nation mit ihren Top-Universitäten. Und dann gibt es eine andere Gruppe, die nicht die Möglich-keiten und Bedingungen erhält, in der modernen Gesellschaft zu arbeiten. Diese Gruppe ist groß und wächst immer weiter”. Beispiel: In der High-Tech-Branche liegt das durchschnittliche Jahreseinkommenbei €52.267 und damit über dem OECD-Schnitt von € 41.425.
Bemerkenswert bis erschreckend sind gewisse Daten im Bildungsbereich: In einigen, staatlich geförderten, ultraorthodoxen Schulen werden wederNaturwissenschaften, noch Englisch unterrichtet, ebensowenig wie Mathematik. Daher werden in den PISA-Studien ultraorthodoxe Schulen erst gar nicht validiert.
Da gewisse europäische Milieus das “Israelbashing” zu einer Art politischem a priori erhoben haben, ist es u.E. erforderlich, den Blick auf derartige Daten zu richten, die Aspekte des enormen Drucks, der auf der israelischen Zivilbevölkerung lastet, transparent machen. Zu der beschriebenen Binnensituation kommt die zunehmend brandgefährlich werdende außenpolitisch-militärische Lage. Wenn Mitte Mai die US-Administration über die Prolongierung des Iran-Deals entscheidet, wird die höchst aktuelle Kriegsgefahr zwischen Iran und Israel wieder in den Fokus rücken. Der Iran hat in den Jahren des syrischen Bürgerkrieges die syrische Grenzregion zu Israel mit militärischer Infrastruktur durchsetzt, ein Sicherheitsrisiko für Israel, das durch die bis an die Zähne mit Raketen bewaffnete Hizbollah-Miliz, ebenfalls von Iran munitioniert, gesteigert wird.
Dass im Südwesten der Gazastreifen mit der dort vorherrschenden unerträglichen Lage für die palästinensische Bevölkerung ein weiteres Konfliktpotential darstellt, ist bekannt. Bei letzterem findet der Fakt wenig Beachtung, dass es die islamistische Terrororganisation (EU-Einstufung) Hamas ist, die für die unmenschlichen Lebens-bedingungen in diesem Küstenstreifen v.a. verantwortlich ist. Statt friedlich mit Israel zu koexistieren und eine eigene politische Entität in Kooperation mit Ägypten und Israel aufzubauen, werden öffentliche Gelder für den Bau von Angriffstunneln und den Erwerb von Waffen aus Iran verwendet. Folter und Hinrichtungen sind in der Hamas-Diktatur an der Tagesordnung, die palästinensische Bevölkerung wird quasi als kollektive Geisel gehalten. Würden sich die derzeitigen Proteste nicht gegen Israel, sondern gegen die Hamas richten, wäre die Opferzahl ungleich gravierender, was die Frage nach der Proportionalität des Agierens israelischer Sicherheitskräfte nicht ausschließt.